Geschichten von Bad Kohlgrub

An Martl hot da Schlag troff´n

Früher gab es kein Beerdigungsinstitut, für die letzten Dinge war der Totengräber zusändig. Auf der Liste der beliebtesten Berufe war der Dienst natürlich ganz unten angesiedelt, aber er war wichtig und saisonunabhängig. Bei uns in Kohlgrub war zu meiner Zeit als Ministrant der "Kistlerhans Martl" der Totengräber. Wenn jemand starb läutete man "Schiedum" das waren alle Glocken und nicht wie heute nur das leise Totenglöcklein. Oft sah man zuerst den Schreiner Lengdobler mit einem Schubkarren fahren, auf dem ein leerer neuer Sarg lag. Man wusste, es ist jemand gestorben oder man hat zufällig den Pfarrer oder den Kaplan beim Versehgang beobachtet. Wie es der Name schon sagt, musst der Totengräber das Grab mit der Hans ausgraben, man sprach vom Grab aufmachen. Dieses Mal war das Grauf auf der Südseite der St. Martinskirche und dort war es am Vormittag sakrisch warm. Der Martl war daher "gezwungen" einige Halbe Bier bei seiner Arbeit zu trinken. Es waren anscheinend zu viele und der Martl schlief im halboffenen Grab ein. Zufälligerweise kam die Gröbl Anna vorbei, die für die Altarwäsche zuständig war und sah den Martl liegen. Eilig lief sie zum Pfarrhof hinab und holte den Pfarrer Gabler mit den Worten: "Herr Pfarrer Sie müssen sofort kommen, den Martl hat der Schlag troffen und er liegt tot im Grab!" Beide eilten so schnell sie konnten in den Ortsfriedhof. Als sie auf der Höhe der Sakristei warten, hörten sie den Martl bereits schnarchen. "Gott sei Dank lebt der Martl noch" war ihr Kommentar, dieser setzte seine Arbei nachdem er geweckt wurde weiter fort und einer "Schönen Leich" lag nichts mehr im Wege.

Sammlung: Martin Doll, Heimatpfleger

"Da Koasa Schorsch"

Georg Gindhart vulgo "Koasa Schorsch" war Gemeindearbeiter in Bad Kohlgrub und ein Original, der für seine Sprüche bekannt war. Zu seinen Aufgaben gehörte auch das Ausheben eines Grabes mit Pickel und Schaufel. Auf bayrisch "a Grob aufmachn". Ein Bestattungsunternehmen mit einem Minibagger gab es damals noch nicht. Der Verstorbene wurde vom Leichenwärter eingesargt und im Leichenhaus aufgebahrt (Damals war der Sarg noch offen und die Leute konnten den Verstorbenen nochmal sehen.). Als da Schorsch schar am Arbat´n war, kommt ein Kurgast die St.-Martin-Straße herunter und schaut neugierig in das Grab, welches das Schorsch gerade aushob. "Da kommen aber eine Menge Gebeine zum Vorschein" meinte der Kurgast. "Mogst a´Trum zum Abfieseln" sagt der Schorsch und wirft ihm einen Knochen hin. Der Gast war entsetzt und suchte schnell das Weite. Sein Weg führte ihn schnurstracks ins Rathaus und er wollte sich beim Bürgermeister persönlich über diesen schrecklichen Vorfall beschweren. Erster Bürgermeister war damals Hans Reiner. Der Gast schilderte den Vorfall. Darauf sagte das Gemeindeoberhaupt: "Mein guter Mann, der Arbeiter ist nicht ganz richtig im Kopf und meint es nicht so!" "Wenn das so ist, will ich von einer Anzeige absehen", entgegnete der Gast und verlies zufrieden wieder das Rathaus.
Ein wahrhaft "Salomonisches Urteil".

Sammlung: Georg Weber

Eine kleine Episode über den bayerischen Ministerpräsidenten Alfons Goppel

Alfons Goppel, bayerischer Ministerpräsident von 1962 bis 1978 war Ehrenkurgast von Bad Kohlgrub und kurte über 25 Mal im Badeort. Er wohnte im Kurhaus, heute Dr. Lauter im Park, bzw. Biohotel Seinz.
Neben der Moorbadekur liebte es Alfons Goppel alleine, ohne Leibwächter durch unsere schöne Natur zu wandern. Eines Tages kam er an eine Viehweide an der das Schild "Durchgang verboten" angebracht war. Er missachtete das Schild und überquerte die Viehweide. Gerade in diesem Moment kam der Eigentümer der Weide, ein Kohlgruber Bauer und bemerkte den Wanderer von hinten. Er rief im laut hinterher: "Heh, kannst du nicht lesen." Als sich der Gast umdrehte und der Bauer den bayerischen Ministerpräsideten erblickte, war es ihm sichtlich peinlich. Beim abschließenden Gespräch, bei dem Goppel bemerkte, dass dieses Verbotsschild selbstverständlich auch für den Ministerpräsidenten gelte, wurde das Missverständnis geklärt und Alfons Goppel konnte seine Wanderung fortsetzen.

Sammlung: Martin Doll, Heimatpfleger

Hilfe - die Kinder fluchen

Im Kurbad Sanitas wohnte jahrzehntelang der Kurgast Gustav Sturm aus Heilbronn, er war mittlerweile Ehrenkurgast der Gemeinde Bad Kohlgrub. Er kündigte bereits von zu Hause seine Aufenthaltszeit an und die Kurverwaltung bestellte in dieser Zeit die Heilbronner Stimme eine Provinzzeitung aus Baden Württemberg. Nach Beendigung der Kur schrieb er jedes Mal einen Brief an den Gemeinderat und wies auf verschiedene Mankons im Kurgeschehen hin und machte Verbesserungsvorschläge. Gegenüber von Kurbad Sanitas und seinem Zimmer wohnte die Familie von Josef Bierling, Hausname "Becher" mit dem Gast regelmäßig über das Wetter und allerlei Dinge sprach. Eine Unterhaltung lief folgendermapen ab. Herr Bierling sprach er, sie müssen unbedingt etwas unternehmen, ihre beiden Buben fluchen, das ist nicht mehr auszuhalten und grenzt fast an Gotteslästerung. Darauf meinte der Becher trocken: "I´woaß a net, wo de zwoa Kreizkruzifixhund de Fluacherei her ham".

Sammlung: Martin Doll, Heimatpfleger

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